Q1 2024 – Am Anfang steht die (Versuchs-) Frage!

Projekte, gefördert durch die Europäische Innovationspartnerschaft (EIP Agri), folgen dem Bottom-up-Ansatz, d.h. Probleme, Herausforderungen und Fragestellungen aus der praktischen Landwirtschaft werden gemeinsam von Partnern aus Beratung, Unternehmen, Vereinen und Verbänden sowie Wissenschaft und Forschung in Operationellen Gruppen (OGs) bearbeitet. Diesem Credo folgt auch die Operationelle Gruppe SNaPwürZ mit dem Projekt „Chancen durch digitale Innovation in On Farm Research und Exaktversuchen“.

Die Landwirtschaft steht vor ständigen Herausforderungen und muss sich laufend an neue Klimabedingungen, Marktanforderungen und gesellschaftliche Erwartungen anpassen. Diese Anpassungen können verschiedene Bereiche wie Bewirtschaftungsintensität, Fruchtfolge, Anbaumethoden, Mechanisierung oder die Implementierung innovativer Lösungen umfassen. Betriebsleiter stehen oft vor der Frage, welche Strategie für ihren Betrieb am besten geeignet ist. Exaktversuche mit statistischer Absicherung bieten wertvolle Einblicke, doch aufgrund der einzigartigen Bedingungen jedes Betriebs ist die Übertragbarkeit der Ergebnisse eingeschränkt. Eine Lösung bieten ergänzende Versuche direkt auf dem eigenen Betrieb, sogenannte On-Farm-Experimente. Diese erfordern eine fachgerechte Planung, Durchführung und Analyse, um aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen. Zur Unterstützung dieses Prozesses hat die OG SNaPwürZ es sich zum Ziel gesetzt, eine digitale Toolbox für On-Farm-Experimente zu entwickeln. Diese soll Landwirten ermöglichen, relevante Versuchsfragen eigenständig oder in Zusammenarbeit mit Beratern, Forschern, Unternehmen und Kollegen effektiv auf ihrem eigenen Betrieb zu erforschen. Die Toolbox dient als Unterstützung bei Planung, Durchführung und Analyse der Experimente. Ihre Entwicklung basiert auf den spezifischen Anforderungen aus den Versuchsfragen der beteiligten Betriebe. Eine dieser Versuchsfragen stellt sich OG-Mitglied und Betriebsleiter Tilman von Münchhausen:

Wie wirkt sich die einmalige Düngung mit 12,5 kg/ha epsoPROFITOP® (12% MgO, 35% SO3, 1% Cu, 5% Mn, 2% Zn) auf den Ertrag und die Biomasseentwicklung von Dinkel im ökologischen Anbau aus?

Dieser Versuchsfrage geht die OG SNaPwürZ in diesem und den folgenden Projektjahren auf Gut Rosenkrantz nach. Der Versuch wird als randomisierte vollständige Blockanlage mit drei Wiederholungen angelegt. Die Parzellen sind als Streifen geplant, mit einer Länge von 365 m und einer Breite von 24 m, entsprechend der Arbeitsbreite der Pflanzenschutzspritze. Sofern die Witterung es zulässt, erfolgt die Düngung in der 13. Kalenderwoche. Die Planung der Versuchsparzellen und Fahrspuren in Form von AB-Linien für das Lenksystem des Traktors war ein erster Test für das OFR-Plugin. Dieses wird federführend von dem OG-Mitglied Christoph Ratke (AgDoIT) entwickelt und stellt eine Erweiterung für die kostenfreie geografische Informationssystem-Software QGIS da.

Nach der Düngung wird eine regelmäßige Überwachung der Versuchsfläche bis zur Ernte durchgeführt. Dabei kommen Drohnen zum Einsatz, die sowohl mit RGB- als auch mit Multispektralkameras ausgestattet sind, um kleinräumige Unterschiede in der Bestandsentwicklung zwischen gedüngten und ungedüngten Parzellen präzise zu erfassen. Für die Auswertung der so gewonnenen Orthophotos wird auf die umfangreiche Expertise des OG-Mitglieds geo-konzept zurückgegriffen, das langjährige Erfahrung in diesem Bereich vorweist. Dabei soll sogleich geprüft werden, in wieweit sich einfache, handelsübliche Drohnen, wie sie viele Landwirte bereits besitzen, zum On-Farm-Research eignen, oder ob es zwingend teure, mit Multispektralkamera ausgerüstete Drohnen sein müssen. Zur Ernte wird ein Mähdrescher mit Ertragskartierung, kalibriert anhand der betriebseigenen geeichten Fuhrwerkswaage, eingesetzt. Zusätzlich wird das OG-Mitglied EXAgT Daten von Sentinel-2 Satelliten nutzen, um mögliche Bestandsunterschiede zwischen den Versuchsvarianten sichtbar zu machen. Nach Abschluss der Ernte ist die Erfassung möglicher Bodenunterschiede durch Messung der scheinbaren elektrischen Leitfähigkeit des Bodens vorgesehen, die als Kovariate in die Auswertung der gewonnenen Daten einfließt.

Neben dem On-Farm-Experiment auf Gut Rosenkrantz werden in diesem Jahr vielfältige Versuche bei den OG-Mitgliedern Gut Quarnbek und der Maschinengemeinschaft Ratke/ Elsner zu verschiedensten ackerbaulichen Fragestellungen durchgeführt.

Durch die Zusammenstellung der benötigten Softwarekomponenten, begleitet von einem Wissenstransfer mit Anleitung und Leitfäden, soll dieses Projekt dazu beitragen, die intrinsische Motivation der Landwirte zu stärken, auf ihren eigenen Betrieben zu experimentieren und innovative Lösungen zu nutzen. Zudem soll es das rasche Testen neuer Produkte unter realen Bedingungen ermöglichen und somit die Handlungsoptionen in der Bewirtschaftung erweitern.

Sebastian Ramm, FuE-Zentrum FH Kiel GmbH

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Europäische Innovationspartnerschaft (EIP Agri)

Das Projekt „Chancen durch digitale Innovation in On Farm Research und Exaktversuchen“ wird durch die EU im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft (EIP Agri) und das Landesprogramm Ländlicher Raum des Landes Schleswig-Holstein (LPLR) gefördert. Ziel ist es, neue Problemlösungen anzuregen, die Nachhaltigkeit und Effizienz in der Landwirtschaft steigern. Jedes Projekt wird durch eine Operationelle Gruppe (OG) gesteuert. Darin arbeiten Landwirte, Wissenschaftler, Berater, NGO und Wirtschaftspartner gemeinsam. www.eip-agrar-sh.de